Gjirokastra, Albanien September 2022

Gjirokastra ist eine Stadt im Süden Albaniens mit ca. 20000 Einwohnern und zählt seit 2005 zum UNESCO-Welterbe. Sie ist eine der ältesten Städte des Landes und wichtiges kulturelles Zentrum Südalbaniens. Die älteren Quartiere der Stadt sind am steilen Hang des Mali i Gjerë auf bis zu 480 m ü. A. erbaut. Neuere Stadtteile ziehen sich abwärts bis zu den kleinen Gewerbegebieten am Flussufer
Zwei berühmte Namen sind mit Gjirokastra verknüpft: Die Stadt ist Geburtsort von Enver Hoxha, dem einstigen kommunistischen Herrscher, und von Ismail Kadare, dem bis heute wohl bekanntesten Schriftsteller des Landes. Dass Hoxha Gjirokastra bereits 1961 zur Museumsstadt erklärt hatte, ist es zu verdanken, dass moderne Architektur keinen Eingang fand in die Altstadt und so ein Großteil der traditionellen Bausubstanz erhalten blieb.

Wenn man die steile Anfahrt ins Zentrum von Gjirokastra bewältigt hat, wird einem schnell klar, warum Gjirokastra den Beinamen “Stadt der Steine” erhielt. Vor allem die steinernen Dächer aus Kalkstein geben dem alten Teil der Stadt ein einheitliches Aussehen. Die Häuser der Altstadt stammen aus dem 17. und 18. Jh., der Zeit der osmanischen Herrschaft, und ähneln in ihrem Aufbau zahlreichen Bauten des osmanischen Herrschaftsgebiets im Balkan. Man spricht deshalb oft auch von Balkanarchitektur. Die Steinplatten des Daches schützten im Winter vor Kälte, im Sommer hielten sie die Hitze ab. Über 500 derartige historische Gebäude kann man in der Altstadt finden, einige allerdings nur noch als Ruinen.
Auch der zweite Beiname „Stadt der tausend Stufen“ erschließt sich dem Besucher unmittelbar: Die vielen Gassen der Altstadt führen fast immer nach oben oder unten – oft über zahlreiche Treppen und Stufen und um Kurven und Ecken herum.

Hoch oben thront die beeindruckende Burg von Gjirokaster. Einst eine illyrische Festung, die Anfang des dritten Jahrhunderts vor Christus gebaut wurde, wurde die Anlage besonders unter byzantinischer und osmanischer Herrschaft immer weiter ausgebaut.

Zwei Religionen prägen Gjirokaster: der Islam und das Christentum. In Gjirokaster leben diese beiden Religionen seit Jahrhunderten friedlich neben- und miteinander. Ethnisch sind die Einwohner von Gjirokaster eine Mischung aus Griechen und Albanern, wobei die Griechen die kleinere Gruppe darstellen.

„Es war dies wirklich eine sehr seltsame Stadt. Man konnte auf einer Straße gehen und, wenn man wollte, den Arm ein wenig ausstrecken, um seine Mütze über die Spitze eines Minaretts zu stülpen. Vieles war schwer zu glauben, und vieles war wie im Traum.“

Ismail Kadare: Chronik in Stein