Das Tarimbecken befindet sich im äußersten Westen der Volksrepublik China und ist mit etwa 1.020.000 km² Fläche die größte Beckenlandschaft in Zentralasien. Die abflusslose Großlandschaft ist in West-Ost-Richtung etwa 1.500 km lang und in Nord-Süd-Richtung rund 600 km breit. Während sich das Becken im Osten über verhältnismäßig niedrige Berge zum Hauptteil von China und in Richtung Mongolei öffnet, wird es in den anderen Himmelsrichtungen von Hochgebirgen eingerahmt: Im Norden ragt der Tian Shan auf, im Westen der Pamir, im Südwesten der Karakorum und im Süden der Kunlun. Im Zentrum des Tarimbeckens, das vom Tarim in West-Ost-Richtung durchflossen wird, erstreckt sich die Wüste Taklamakan, die im Lauf der Jahrmillionen wegen des Kontinentalklimas und der geringen Niederschläge, die aus der Abschirmung der zuvor erwähnten Gebirge resultieren, entstanden ist. Die beiden Hauptzweige der Seidenstraße führten am nördlichen, beziehungsweise südlichen Rand der zentralen, aber unzugänglichen Taklamakan-Wüste entlang. An ihnen entwickelten sich Oasenstädte wie Hotan (Khotan), Kaschgar und Aksu. Weiter Städte sind Korla (Kurla) und Aral.

Taklamakan-Wüste im Tarim-Becken

Am Fuß der Hochgebirge gibt es zahlreiche Oasen mit reicher Vegetation. Das Schmelzwasser des Kunlun Shan und Tian Shan (Koordinate) bilden unter anderem den Tarim. Dieser fließt am Rand der Wüste in Ost-West-Richtung, wo er auf dem sehr fruchtbaren Löß landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht. Die vegetationsreichen Gebiete sind von einem Gürtel aus dünnem Pflanzenwuchs umgeben. Hinter dem Schutzgürtel nimmt die Vegetation ab und die Kernwüste beginnt. Die eigentliche Taklamakan ist eine hyperaride und dementsprechend fast leblose Wüste. Im Tarimbecken und am Rand der Taklamakan liegen zahlreiche Ruinenstädte. Auf unserer Reise haben wir die Ruinenstädte Jiaohe, Gaochang und Subashi besucht.

Gaochang
Gaochang liegt ca. 45 km südöstlich von Turfan. Die Oasenstadt Turfan liegt 80 m unter dem Meeresspiegel und ist einer der heißesten und trockensten Orte Chinas. Gaochang war einst eine bedeutende Garnisonsstadt und ein lebendiges Handelszentrum und Haltestation für die auf der nördlichen Seidenstraße reisenden Kaufleute. In den Kriegen des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt niedergebrannt. Alte Palastruinen und die innere und äußere Stadtmauer sind noch heute erkennbar. Die weitläufige Ruinenstadt war fast menschenleer und bildete vor dem Hintergrund der Wüstenlandschaft und der schneebedeckten Bergkette eine fantastische Kulisse.

Jiaohe
Die Ruinenstadt Jiaohe liegt etwa 10 km westlich von Turfan auf einem 30-50 m hohen Plateau. Die Stadt hat eine sehr lange Geschichte und erlebte von der Zeit der Sechzehnkönigreiche bis in die Zeit der Nördlichen Dynastien im Gaochang-Reich und in der frühen Tang-Zeit ihre Blütezeit. Es sind die Ruinen ehemaliger Privat- und Verwaltungsgebäude zu sehen, am Nordrand Reste zweier buddhistischer Klöster und einer großen Stupa. Man kann noch sehr gut die Strukturen der alten Straßenzüge erkennen. Die unterirdischen Wasserkanäle (uighurisch: Karezen), welche den Städten am Wüstenrand die Wasserversorgung noch heute sichert, sind eine ingenieurtechnische Meisterleistung und zählen zu den drei größten antiken Bauprojekten Chinas. Nach historischen Berichten war die Stadt von 108 v. Chr. bis 450 die Hauptstadt des früheren Reiches Cheshi, eines der Sechsunddreißig Reiche der Westlichen Regionen. Die Stadt wurde bereits in der Han-Zeit von den Chinesen als Festung in Anspruch genommen. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts brannte die Stadt nieder. Seit 2014 ist die Stadt Bestandteil der UNESCO-Welterbestätte mit dem Titel Seidenstraßen: das Straßennetzwerk des Chang’an-Tianshan-Korridors.

Subashi
Subashi liegt am Rand der Taklamakan-Wüste an der alten Seidenstraße in der Nähe der Stadt Kuqa. Heute sind nur noch die Ruinen des Subashi Tempels erhalten, der im 1. Jahrhundert erbaut wurde. Deutlich erkennbar ist die typische Bauweise mit Lehm. Von den vielen anderen Tempeln, Stupas und Wohnhäusern dieser budistischen Anlage ist nicht viel mehr übrig als bröselige Wände und Schuttberge. Beim Herumlaufen in der weiträumigen Anlage kann man sich die früheren Ausmaße des Klosters gut vorstellen. Die Tempelanlage wird durch den Kuqa Fluß in ein östliches und westliches Gebiet geteilt. Die einsame, menschenleere Ruinenlandschaft vor der fantastischen Bergkulisse hat einen ganz eigen Reiz.