Die Medina von Tunis zählt zu den schönsten und am besten erhaltenen islamisch-orientalischen Altstädten. Die UNESCO erklärte sie 1979 zum Weltkulturerbe.

Tunis blickt auf eine sehr lange Geschichte zurück und ist heute nicht nur die größte, sondern auch die älteste Stadt des Landes. Bereits vor der Ankunft der Phönizier im 9. Jahrhundert war die Stadt unter dem Namen Tunes am Mittelmeer angesiedelt. Das genaue Gründungsdatum von Tunis ist zwar nicht bekannt, dafür jedoch die Bedeutung des Städtenamens. Tanit war eine Gottheit, die noch in der punischen Zeit als Schutzgöttin von Karthago verehrt wurde – und zur Namensgeberin für Tunis wurde. Erwähnenswert ist zusätzlich, dass Tunis in der Antike unter dem Schatten der Stadt Karthago stand und erst viele Jahre später zu großer Macht und zu mehr Bekanntheit gelangte. Karthago wurde schließlich im ausgehenden 7. Jahrhundert zerstört. Die arabische Eroberung von Tunis und die Zerstörung der mächtigen Konkurrenzstadt führten zu der ersten Blütezeit von Tunis mit überregionaler Bedeutung. Auch die Medina, die berühmte Altstadt von Tunis, entstand im 9. Jahrhundert zur Zeit der arabischen Herrschaft. Die heute von etwa 20.000 Menschen bewohnte Medina hat eine Ausdehnung von ca. 1.500 x 800 Metern und zeigt den für arabische Altstädte typischen Aufbau mit einem unregelmäßigen Netz aus verwinkelten Gassen. Im Zentrum der Medina befindet sich die Ez-Zitouna-Moschee aus dem 9. Jahrhundert. Rings um die Moschee findet man den zentralen Markt (arab. Souk) der Altstadt. Wie in islamisch-orientalischen Altstädten üblich, gruppieren sich höherrangige Gewerbe, wie etwa Gold- und Silberschmiede, um die Hauptmoschee. In größerer Entfernung von der Moschee haben sich Betriebe angesiedelt, die in irgendeiner Form eine Beläst­igung darstellen, wie z.B. Schmiede und Gerber.

Auf dem Platz des Sieges (Place de la Victoire) markiert das ehemalige Stadttor (arab. Bab el Bhar ‚Hafentor‘) den Übergang von der Medina zur Neustadt, die von den Franzosen im klassischen Schachbrettmuster und mit europäisch anmutenden Bauwerken errichtet wurde. Am Platz des Sieges beginnt auch die Avenue Habib Bourguiba mit ihrer schönen Fußgängerpromenade.

Zunehmend wird die hohe Lebensqualität in der Altstadt wiederentdeckt. Die Trendwende begann, in Tunis nicht anders als in Europa, in den 1970er Jahren, der Schutz der Altstadt durch die UNESCO trug zur lokalen Wertschätzung bei, aber dass Familien wie die ben Milads, gut ausgebildet, aber nicht reich, hier Häuser renovieren können, das verdankt sich einer einzigartigen Institution: der ASM – Association de Sauvegarde de la Medina, gegründet schon 1967. Dieser Verein zum Schutz der Medina ist Interessensvertretung, Forschungsagentur, Architekturbüro. Hier werden Handwerker ausgebildet und günstig verzinste Darlehen zur Gebäudesanierung vergeben.

Im höher gelegenen Teil der Medina hat der Verein historisch akkurate Vorzeige-Renovierungen durchgeführt, einige Straßen rund um die Rue Sidi ben Arous, Restaurants, Kunstgalerien, kleine Cafés sind eingezogen.

[Quellen: https://oe1.orf.at/artikel/298210/Die-Medina-von-Tunis, Februar 2020; https://www.skr.de/tunesien-reisen/sehenswuerdigkeiten/tunis/, Januar 2020]

Souk der Altstadt von Tunis
Medina von Tunis
Platz des Sieges (Place de la Victoire) ; links ein Teil des Hafentors (arab. Bab el Bhar)